Wände oder Boden zuerst renovieren? Die richtige Reihenfolge beim Renovieren

Stell dir vor, du stehst mitten im Chaos: Farbeimer neben Laminatstapeln, der Flur voller Werkzeug. Alle fragen dich, ob du die Wände zuerst streichst oder ob es klüger ist, gleich den Boden zu verlegen. Klingt irgendwie wie eine Kleinigkeit, oder? Tatsächlich entscheiden die nächsten Schritte über ein ganzes Kapitel deines Zuhauses, ob’s Stress gibt und wie lange du nachher putzen darfst. Das Durcheinander bei der Renovierung beginnt oft bei dieser einen Frage. Wer hier den falschen Turn macht, ärgert sich schnell doppelt – mit Farbflecken auf dem nagelneuen Boden oder zerkratzter Oberfläche, bevor das Wohnzimmer überhaupt wieder bezogen wurde.

Was spricht für „Wände zuerst“?

Die meisten Leute, mit denen ich auf Baustellen zu tun hatte, schwören darauf: Erst die Wände, dann der Boden. Das hat ganz einfache Gründe. Gerade beim Streichen oder Tapezieren kann ordentlich was daneben gehen. Du schüttest versehentlich Farbe aus dem Eimer, lässt die Rolle einen dicken Tropfen aufs Parkett fallen oder willst die Tapeten anbringen und merkst, dass du mit der Leiter ganz schön flexibel sein musst. Stell dir vor, du balancierst mit nasser Farbe über deinen frisch verlegten Boden – schon die erste Unachtsamkeit und du hast Spuren, über die du dich ewig ärgern könntest. Gerade wenn’s um empfindliche Bodenbeläge geht, also Parkett oder Laminat, ist das Risiko hoch. Sogar Klebestreifen von der Malerfolie können später unschöne Ränder hinterlassen, vor allem, wenn sie zu lange auf Kunststoffböden bleiben.

Ein weiterer Punkt: Auch beim Ausbessern von Wänden kracht schon mal ein Spachtel auf die Fläche. Oder der Staub, den du beim Schleifen verursachst, verteilt sich besonders gerne in jede noch so kleine Fuge deines neuen Bodens. Wer also erst die Böden macht, holt sich wortwörtlich viel Arbeit ins Haus, weil jede Renovierungsmaßnahme danach doppelt genau sein muss. Deshalb heißt es bei Malern und Heimwerker-Profis fast immer: Erst die Wände und Decken in Angriff nehmen, erst wenn diese fertig und trocken sind, geht’s an den Untergrund. Gerade bei feuchten Arbeiten wie Farbe oder Tapetenkleister solltest du ausreichend Trocknungszeit einplanen, sonst hast du Feuchtigkeit im Boden, was zum Beispiel bei Holz schnell zu Problemen führen kann.

Wer zusätzlich noch Heizkörper oder Fensterrahmen streicht, sollte sogar die Sockelleisten noch komplett weglassen und erst ganz am Ende anbringen. Denn wie oft kommt’s vor, dass du beim letzten Pinselstrich noch einmal über die frisch gestrichene Wand musst und dabei mit der Fußleiste kollidierst? Dann hast du ein sauberes Ergebnis – und sparst am Ende Zeit und Nerven. Ganz klar: Wände zuerst, dann die Böden. Das ist in etablierten Bauunternehmen Standard.

Wann kann der Boden zuerst dran?

Trotzdem gibt es Ausnahmen, wo es sinnvoll ist, mit dem Boden anzufangen. Ein Klassiker: Wenn du Fliesen legen willst, die bis an die Wand reichen und der Fliesenleger direkt mit Leisten abschließt. Oder falls du so einen Boden aussuchst, den du fest verkleben musst – hier willst du keine Farbreste oder Tapetenleim auf dem frischen Material haben. Aber selbst dabei empfehlen Profis, die Abschlussarbeiten an der Wand erst nach dem Verlegen zu machen, weil dann alles sauber sitzt.

Gerade bei Altbauten in Wien, wo nicht immer alles im rechten Winkel ist, gibt es außerdem noch einen Grund für „Boden zuerst“: Wenn du beim Estrich Höhenunterschiede ausgleichst, sieht man später weniger Verschiebungen, falls die Wände gemalert sind. Oder noch eine Spezial-Situation: Du entscheidest dich für Teppichfliesen oder lose Teppichböden. Manche Varianten kannst du tatsächlich schon auslegen, noch bevor die Wände ihr Makeover kriegen – einfach, weil der Boden nachträglich leicht zu reinigen oder auszutauschen ist. Trotzdem entstehen selten perfekte Bedingungen, Staub oder Farbspritzer sind immer möglich. Setze also immer auf eine großzügige Abdeckung, wenn der Fußboden zuerst kommt. Malerkrepp allein reicht dann nicht, Bauvlies ist hier sinnvoller.

Wichtig auch: Bei Renovierungen mit Kindern im Haus, wie bei mir damals, willst du manchmal einfach einen Raum begehbar machen, bevor die komplette Wohnung fertig ist. Dann kann es praktisch sein, einen Boden zu verlegen, der später als „Schutzschicht“ für die eigentlichen Arbeiten dient. Allerdings ist das eine absolute Ausnahme und bringt trotzdem das Risiko mit sich, dass du nachher Macken im schönen neuen Boden hast. Die Regel bleibt also ganz klar, dass die Reihenfolge „Wand dann Boden“ deutlich weniger Stress macht.

Vorsicht bei speziellen Wand- und Bodenarten

Vorsicht bei speziellen Wand- und Bodenarten

Bei manchen Wandbelägen musst du wirklich noch genauer hinsehen. Nimm zum Beispiel Gipswände oder Lehmputz – beides saugt Feuchtigkeit. Wenn du hierzu gleich einen Bodenbelag direkt anlegst, können unschöne Flecken oder sogar Schimmel entstehen. Deshalb geben Bautrockner gerade bei diesen Materialien richtig Sinn – besonders nach frischem Wandanstrich. Einer meiner Kollegen hat mal Parkett auf frisch gestrichenen Wänden verlegt. Wochen später hob sich das Holz – die Restfeuchte in der Wand hatte sich im Parkett breitgemacht. Also: immer alles durchtrocknen lassen, nie zu schnell weitermachen. Mehr als 70% aller Bauschäden entstehen nämlich statisch betrachtet durch fehlerhafte Feuchtigkeitsmessungen und zu frühes Weiterarbeiten.

Und wie sieht’s bei Wandfliesen aus? Wenn Bad oder Küche gefliest wird, ist oft ein anderes Vorgehen notwendig. Im Badezimmer kommen erst die Bodenfliesen und dann die Wandfliesen im Duschbereich, weil das Wasser vom oberen Fliesenrand sauber ablaufen soll. In der Küche dagegen ist es beim Anstrich oder Tapezieren wie gehabt – wand zuerst, dann Boden.

Zudem spielt die Art des Bodens eine Rolle: Vinyldielen, Designböden oder Laminat reagieren unterschiedlich auf feuchte Farbe. Parkett sollte nie mit Wasser oder Lösemitteln in Kontakt kommen, während ein Fliesenboden da entspannter ist. Bei strukturierten Wandtechniken, wie Kalkputz oder Lasur, kannst du die Spritzer nicht immer verhindern. Schutzfolien mit Randverklebung sind eine gute Wahl, besser noch als altes Zeitungspapier (das färbt übrigens manchmal ab!).

Tipps aus der Praxis, damit nichts schiefgeht

Damit du bei deiner Renovierung nicht ins Fettnäpfchen trittst, kommen hier ein paar Tricks, die ich aus eigener Erfahrung (und teuren Fehlern) mitgenommen hab:

  • Immer zuerst den Schmutz machen (Schleifen, Spachteln), dann die Feinarbeiten.
  • Renovierung beginnt mit einem guten Plan: Reihenfolge auflisten, Materialien bereitlegen, alle Arbeitsgänge durchdenken.
  • Abdeckfolien großzügig verwenden, statt beim Malerband zu sparen.
  • Zusätzliche Pufferzeiten einrechnen, weil Farbe oft länger trocknet als auf dem Eimer steht (das Klima in Wien ist oft feuchter als gedacht).
  • Wenn es dich doch erwischt und Farbe auf dem Boden landet: Sofort mit einem leicht feuchten Tuch abnehmen, nicht warten!
  • Bei Altbauwohnungen in Wien: Immer den Untergrund prüfen – Unebenheiten ausgleichen, bevor der Boden draufkommt.
  • Bodenschutzmatten für Möbel nutzen, bevor du alles wieder einräumst.
  • Sockelleisten zum Schluss montieren, so bleibt alles flexibel.
  • Wenn Kinder im Haus sind, Räume gezielt absperren und keine halbfertigen Böden nutzen – Splitter und Nägel lauern überall.

Klar, jede Baustelle ist anders. Aber wer sich an diese alten Handwerksregeln hält, hat am Ende garantiert weniger Stress. Probier’s aus: Die Reihenfolge macht wirklich den Unterschied – deine Nerven, dein Geldbeutel und vielleicht auch dein Samstag werden es dir danken.

Fazit zur Reihenfolge: Lieber vorher richtig planen

Fazit zur Reihenfolge: Lieber vorher richtig planen

Bei der Frage, ob die Wände oder der Boden zuerst renoviert werden sollten, spricht fast alles für das bewährte Vorgehen: Erst die Wände bearbeiten – streichen, tapezieren, verputzen – dann, und erst dann, den Bodenbelag verlegen. Nur in wenigen Spezialfällen, etwa bei durchgehenden Fliesen oder bestimmten Teppichsystemen, kann die Reihenfolge mal anders sein. Aber auch dann empfiehlt es sich, möglichst schnell zu schützen und mit größter Sorgfalt zu arbeiten. Weniger Arbeit hinterher bedeutet nämlich mehr Freizeit – und wir alle wissen, die kann bei einer Renovierung schnell mal flöten gehen.

Für mich war’s spätestens beim ersten eigenen Haus so: Das richtige Timing zahlte sich aus. Kinder rennen durchs Haus, du willst nicht ständig mit dem Lappen hinterher sein (kennst du das?), und jede eingesparte Putzminute bringt dich dem Ziel Wohnzimmer schneller näher. Deshalb: Überleg dir deinen Ablauf genau, hol dir Profis oder frag jemanden mit Erfahrung, bevor du die ersten Eimer Farbe anrührst. Es ist wie bei so vielen Dingen – ein guter Plan ist mehr als die halbe Miete.

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