Smart-Home-Sicherheit: So schützen Sie Ihr Zuhause mit starken Passwörtern, regelmäßigen Updates und Netzwerksegmentierung

Stellen Sie sich vor: Sie sind im Urlaub, und plötzlich blinkt Ihre Kamera - jemand öffnet die Tür Ihres Hauses. Nicht weil er einen Schlüssel hat, sondern weil Ihr Türschloss ein Standardpasswort von 12345 nutzt. Das ist kein Film. Das passiert täglich. In Deutschland sind über 12 Millionen Smart-Home-Geräte unsicher, weil ihre Firmware veraltet ist oder das Passwort noch das Werkzeug des Herstellers trägt. Die gute Nachricht: Sie können das stoppen. Und zwar mit drei einfachen, aber entscheidenden Schritten: Passwörter, Updates und Segmentierung.

Starke Passwörter sind die erste Mauer

Viele denken, ein Passwort wie MeinHaus2025 oder 10115 (die Postleitzahl von Berlin) sei sicher. Tatsächlich reicht das aus, um ein Gerät in weniger als 2 Stunden zu knacken. Die Bundesbehörde BSI hat 2024 klar festgelegt: Ein sicheres Passwort für Ihr Smart Home muss mindestens 12 Zeichen lang sein. Und das nicht nur aus Gründen der Länge - es braucht auch Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen wie !, @ oder #. Ein Beispiel: Gr3n!n_2025@Licht ist viel sicherer als Wohnung123.

Warum das so wichtig ist? Kaspersky hat 2024 getestet: Ein 8-stelliges Passwort ohne Sonderzeichen wird mit modernen GPUs in unter 9 Tagen gebrochen. Ein 12-stelliges mit Sonderzeichen hingegen braucht über 1,2 Jahre. Das ist kein Zufall. Die meisten Angriffe auf Smart-Home-Geräte starten mit automatisierten Brute-Force-Versuchen - sie probieren einfach tausende Passwörter pro Sekunde. Und wenn Sie das gleiche Passwort wie für Ihr E-Mail-Konto nutzen? Dann ist Ihr gesamtes digitales Leben gefährdet.

Was tun? Nutzen Sie einen Passwort-Manager wie Bitwarden oder KeePass. Die meisten Geräte erlauben es, Passwörter nicht manuell einzugeben - aber Sie können sie in der App generieren und sicher speichern. Einige Router unterstützen sogar die Integration von Passwort-Managern über QR-Codes. Vergessen Sie nicht: Jedes Gerät braucht ein eigenes Passwort. Kein Wiederverwenden. Keine Abkürzungen. Keine Geburtstage. Keine Namen von Haustieren.

Updates sind nicht optional - sie sind lebenswichtig

Ein Smart-Home-Gerät, das nicht aktualisiert wird, ist wie ein Haus mit einem kaputten Fenster - es lädt Einbrecher ein. Laut Kaspersky (2024) passieren 73 % aller Angriffe auf Geräte mit Firmware, die älter als 30 Tage ist. Das BSI empfiehlt: Installieren Sie Updates innerhalb von 72 Stunden nach Veröffentlichung. Aber wie wissen Sie, ob ein Update da ist?

Die meisten Hersteller senden Benachrichtigungen per App - aber oft sind diese deaktiviert. Überprüfen Sie die Einstellungen Ihres Thermostats, Ihrer Kamera oder Ihres Türschlosses. Suchen Sie nach „Automatische Updates“ und stellen Sie sicher, dass sie eingeschaltet sind. Bei Amazon Echo-Geräten war diese Funktion bis Ende 2024 standardmäßig ausgeschaltet. Bei Philips Hue Bridge v1 brauchen Sie mindestens Firmware-Version 193614000, um WPA3 zu nutzen - und das ist erst seit März 2023 verfügbar.

Ein Problem: Viele Budgetgeräte bekommen nur zwei Jahre Updates. Das reicht nicht. Das BSI fordert mindestens fünf Jahre. Wenn Ihr Gerät von 2021 ist und der Hersteller keine Updates mehr verspricht, ist es Zeit, es auszutauschen. Besonders kritisch sind Kameras wie die Eufy Security Cam 2C Pro bis Firmware v2.0.0.3 - sie haben gar keinen Update-Mechanismus. Kein Patch. Keine Reparatur. Nur noch ein Risiko.

Nutzen Sie die kostenlose App „Firmware Sentinel“ von Kaspersky. Sie scannt Ihre Geräte und zeigt an, welche Updates ausstehen. Sie braucht keine Anmeldung, funktioniert mit fast allen gängigen Marken und ist in der Lage, auch versteckte Updates in Xiaomi- oder TP-Link-Geräten zu finden - selbst wenn die App keine Logs anzeigt.

Drei getrennte Netzwerke in einem Haus: Primärnetz, IoT-Netz und Gastnetz, visualisiert durch Lichtfarben und Schutzbarrieren.

Netzwerksegmentierung: Trennen Sie Ihr Zuhause in Zonen

Sie haben ein WLAN. Und alle Ihre Geräte - vom Kühlschrank bis zur Babykamera - sind darin verbunden. Das ist wie ein großes offenes Wohnzimmer, in dem jeder Besucher überall hin kann. Wenn ein Hacker Ihr Thermostat knackt, hat er automatisch Zugriff auf Ihren Laptop, Ihre Bank-App und Ihre private Kamera. Das ist kein Theorie-Szenario. Das ist der Standardfall.

Lösung: Segmentieren Sie Ihr Netzwerk. Das bedeutet, Sie erstellen mindestens drei separate WLAN-Netze - sogenannte VLANs:

  • Primärnetzwerk: Für PC, Smartphone, Tablet - alles, was sensible Daten hat.
  • IoT-Netzwerk: Für alle Smart-Home-Geräte - Thermostate, Kameras, Lichter, Steckdosen.
  • Gastnetzwerk: Für Besucher, Smart-TVs, Spielkonsolen - alles, was Sie nicht vertrauen.
Das funktioniert mit modernen Routern wie Fritz!Box 7530, Netgear Orbi oder mit OpenWrt- oder pfSense-Systemen (ab Version 2.7.2). Einige Router haben die Funktion schon eingebaut - schauen Sie unter „Netzwerkeinstellungen“ nach „VLAN“ oder „Gerätegruppen“.

Warum ist das so effektiv? Die BSI-Fallstudie 2023 zeigte: Segmentierung reduziert das Risiko einer Komplettkompromittierung um 78 %. Ein Hacker, der Ihre Kamera hackt, kann nicht mehr auf Ihr Bankkonto zugreifen. Er bleibt im IoT-Netz gefangen. Und wenn er doch durchbricht? Dann hat er nur Zugriff auf andere Geräte, die ohnehin kein sensibles Daten haben.

Ein Nutzer aus dem Smart-Home-Forum berichtet: „Nach der Segmentierung hatte ich keine Verbindungsabbrüche mehr. Selbst bei Router-Neustarts läuft alles stabil.“ Das ist kein Zufall. Getrennte Netze vermeiden Überlastung und Konflikte zwischen Geräten.

Was Sie nicht tun sollten

Es gibt einige gängige Fehler, die selbst technisch versierte Nutzer machen:

  • Passwort-Manager für IoT-Geräte nutzen, aber nicht speichern: Einige Router erlauben keine sichere Speicherung von Passwörtern. Wenn Sie ein Passwort in einem Manager speichern, aber nicht in den Router importieren, ist es nutzlos. Nutzen Sie stattdessen physische Notizzettel im Safe - wie es Hacker Jan K. vom Chaos Computer Club empfiehlt.
  • Automatische Updates deaktivieren: Viele denken, Updates könnten das Gerät „kaputtmachen“. Tatsächlich sind veraltete Firmware-Versionen die häufigste Ursache für Angriffe. Deaktivieren Sie diese Funktion nur, wenn Sie sicher sind, dass das Gerät nicht mehr unterstützt wird - dann tauschen Sie es aus.
  • Standardpasswörter ignorieren: 41 % aller Smart-Home-Geräte in Deutschland nutzen noch immer das Werkzeugpasswort. Das ist wie eine Tür mit einem Schild: „Einbrecher willkommen“.
  • Alte Router nutzen: WPA3 ist seit 2023 der Standard. WPA2 ist veraltet. Wenn Ihr Router aus 2020 oder früher stammt, unterstützt er vielleicht gar kein WPA3. Dann ist er ein Sicherheitsrisiko - unabhängig von allen anderen Maßnahmen.
Eine Person ersetzt einen alten Router durch einen modernen, während Passwörter sicher gespeichert und Firmware-Updates überprüft werden.

Was kommt als Nächstes?

Ab 1. Januar 2026 gilt in Deutschland das EU-Cyber Resilience Act. Jedes neue Smart-Home-Gerät, das verkauft wird, muss mindestens fünf Jahre Sicherheitsupdates erhalten. Das ist ein großer Schritt. Aktuell liefern nur 28 % der Hersteller diesen Support - im Jahr 2023 waren es noch 19 %. Marktführer wie Bosch bieten sieben Jahre. Billiganbieter wie Eufy bleiben bei zwei.

Auch die Technik entwickelt sich. Apple HomeKit erzwingt seit Oktober 2024 Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) - und hat damit Phishing-Angriffe um 89 % reduziert. Künftig werden KI-Systeme wie „Adaptive Security Hubs“ automatisch erkennen, wenn ein Gerät sich seltsam verhält - und es isolieren, bevor ein Angriff stattfindet.

Aber eines bleibt: Selbst mit Quantencomputern in zehn Jahren wird die Netzwerksegmentierung der sicherste Schutz sein. Sie trennt das Wesentliche vom Unwesentlichen. Sie macht Ihr Zuhause nicht „hackerfest“ - aber sie macht es hackerresistent. Und das ist das Beste, was Sie tun können.

Wie fangen Sie an?

Sie müssen nicht alles auf einmal ändern. Fangen Sie mit diesen drei Schritten an:

  1. Passwörter ändern: Gehen Sie durch alle Geräte und setzen Sie ein neues, einzigartiges Passwort mit mindestens 12 Zeichen. Nutzen Sie einen Passwort-Manager.
  2. Updates prüfen: Öffnen Sie die Apps Ihrer Geräte. Suchen Sie nach „Update“ oder „Firmware“. Installieren Sie alles, was verfügbar ist. Deaktivieren Sie automatische Updates nur, wenn das Gerät veraltet ist - dann tauschen Sie es aus.
  3. Segmentierung einrichten: Gehen Sie in die Router-Einstellungen. Suchen Sie nach „VLAN“, „Gerätegruppen“ oder „Netzwerktrennung“. Erstellen Sie ein separates Netzwerk für Ihre Smart-Home-Geräte. Verbinden Sie alle Kameras, Thermostate und Steckdosen damit.
Das dauert bei fünf Geräten drei bis vier Stunden. Bei 20 Geräten vielleicht zehn. Aber es ist die beste Investition, die Sie in Ihre Sicherheit tätigen können.

Der BSI bietet einen kostenlosen Online-Check an: Der „Router-Check“ testet in fünf Minuten, ob Ihre Konfiguration sicher ist. Nutzen Sie ihn. Und wenn Sie unsicher sind - fragen Sie jemanden, der es versteht. Ein Freund, ein Technik-Club, ein Fachmann. Sie brauchen kein Experte zu sein. Sie brauchen nur bereit zu sein, anzufangen.

Was passiert, wenn ich keine Updates installiere?

Wenn Sie keine Updates installieren, bleibt Ihr Gerät anfällig für bekannte Sicherheitslücken. Hacker nutzen diese Schwachstellen automatisiert aus. Laut Kaspersky (2024) sind 73 % aller Angriffe auf Geräte mit Firmware älter als 30 Tage gerichtet. Das kann dazu führen, dass Ihr Gerät Teil eines Botnets wird - wie Mirai oder Mozi - und ohne Ihr Wissen DDoS-Angriffe startet, Ihre Daten stiehlt oder sogar Ihre Kamera aktiviert.

Kann ich mein Smart Home ohne Router-Updates sicher machen?

Nein. Der Router ist das Tor zu Ihrem Netzwerk. Wenn er veraltet ist - besonders wenn er nur WPA2 unterstützt - ist Ihre gesamte Sicherheit gefährdet. WPA3 mit 192-Bit-Verschlüsselung ist seit 2023 Standard. Ältere Router wie der TP-Link Archer A5 v5 oder der Fritz!Box 7490 (ohne Firmware-Update) können nicht auf WPA3 umgestellt werden. In solchen Fällen ist ein Neukauf die einzige sichere Lösung.

Ist eine Firewall im Smart Home nötig?

Eine Firewall ist nicht das Hauptproblem - sie ist ein Nebeneffekt. Die meisten modernen Router haben eine integrierte Firewall. Wichtiger ist, dass Ihre Geräte nicht ins Hauptnetzwerk gelangen. Das erreichen Sie durch Segmentierung. Eine Firewall kann einen Angriff blockieren, aber sie kann nicht verhindern, dass ein Gerät mit schwachem Passwort kompromittiert wird. Daher ist Segmentierung effektiver als eine Firewall allein.

Warum sollte ich ein separates Gastnetzwerk haben?

Wenn Freunde oder Gäste Ihr WLAN nutzen, verbinden sie oft Smart-TVs, Spielkonsolen oder Laptops. Diese Geräte sind oft nicht sicher konfiguriert und können als Einfallstor dienen. Ein separates Gastnetzwerk hält sie vom Hauptnetzwerk und vom IoT-Netzwerk fern. Selbst wenn ihr Gerät gehackt wird, bleibt Ihr Smart Home unberührt. Es ist eine einfache, aber wirkungsvolle Schutzschicht.

Was mache ich mit alten Geräten, die keine Updates mehr bekommen?

Tauschen Sie sie aus. Das BSI warnt ausdrücklich: Geräte ohne Hersteller-Support sind eine „IoT-Altlast“ - sie gefährden das gesamte Netzwerk. Besonders kritisch sind Kameras, Türschlösser und Thermostate aus den Jahren 2018-2021. Wenn ein Gerät keine Updates mehr erhält, ist es kein „Smart Home“ mehr - es ist ein Sicherheitsrisiko. Werfen Sie es nicht einfach weg: Entsorgen Sie es elektronisch und ersetzen Sie es durch ein Gerät mit mindestens fünf Jahren Supportgarantie.

Brauche ich einen teuren Router für Segmentierung?

Nein. Moderne Mittelklasse-Router wie die Fritz!Box 7530, die Netgear RAX50 oder sogar der TP-Link Archer AX5400 unterstützen VLANs und Gerätegruppen. Sie müssen nicht in einen High-End-Router investieren. Wichtig ist, dass der Router WPA3 unterstützt und die Funktion zur Netzwerktrennung bietet. Prüfen Sie die Herstellerseite oder die Bedienungsanleitung - oft steht es unter „Erweiterte Einstellungen“ oder „Netzwerke“.

Wie erkenne ich, ob mein Gerät WPA3 unterstützt?

Schauen Sie in die Router-Einstellungen unter „WLAN-Sicherheit“. Wenn „WPA3-Personal“ oder „WPA3/WPA2-Mischmodus“ angezeigt wird, ist es aktiviert. Wenn nur „WPA2-Personal“ steht, ist Ihr Router veraltet. Auch die Geräte selbst müssen WPA3 unterstützen - ältere Kameras oder Thermostate aus 2020 oder früher können das nicht. Prüfen Sie die Herstellerseite nach der Modellnummer und „WPA3-Kompatibilität“. Falls nicht vorhanden, ersetzen Sie das Gerät oder verbinden Sie es über ein neues IoT-Netzwerk mit einem modernen Router.

1 Kommentare

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    Koen Ellender

    Oktober 28, 2025 AT 14:26

    Ich find’s krass, wie viele Leute denken, ihr Smart-Home ist sicher, nur weil es ‘intelligent’ heißt. Aber wenn das Türschloss noch ‘admin’ als Passwort hat, ist das wie ein Haus mit einem Schild: ‘Einbrecher, komm rein, der Kühlschrank ist voll’.

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