Ein neues Waschbecken, eine moderne Dusche, ein wandhängendes WC - viele träumen davon, ihr Bad selbst zu renovieren. Und ja, es ist möglich. Aber ist es auch klug? In Österreich und Deutschland entscheiden sich immer mehr Eigenheimbesitzer dafür, Sanitärinstallationen selbst zu übernehmen. Die Versuchung ist groß: Bis zu 50 Prozent der Kosten sparen, ohne einen Handwerker rufen zu müssen. Doch hinter jeder erschwinglichen Duschtasse und jedem günstigen Stecksystem verbirgt sich ein Risiko - und zwar nicht nur finanzielles. Wasserschäden, undichte Fugen, verstopfte Abflüsse: Die Folgen können teurer sein als ein Profi. Hier geht es nicht um Angst, sondern um klare Fakten.
Was genau gehört zur Sanitärinstallation im Bad?
Sanitärinstallation bedeutet nicht einfach, ein neues Waschbecken hinzustellen. Es ist ein komplexer Prozess mit zwei klaren Phasen: Rohinstallation und Feininstallation. Die Rohinstallation ist der unsichtbare Teil - die Verlegung von Wasser- und Abwasserleitungen. Hier entscheidet sich, ob das Bad später funktioniert oder zu einem Problemfall wird. Abwasserrohre müssen mit mindestens 2 Prozent Gefälle verlegt werden. Das bedeutet: Auf einem Meter Länge muss das Rohr zwei Zentimeter nach unten fallen. Sonst staut sich das Wasser, und der Abfluss wird langsam. Frischwasserleitungen hingegen müssen einen Druck von mindestens 3 bar aushalten. Wer das nicht prüft, riskiert später Risse oder undichte Verbindungen.
Die Feininstallation ist das, was man sieht: das Waschbecken, die Dusche, das WC, die Armaturen. Hier werden die Geräte an die bereits verlegten Leitungen angeschlossen. Moderne Systeme wie Geberit Monolith oder Toom’s Stecksysteme haben diesen Schritt einfacher gemacht. Aber auch hier gilt: Nur weil es „steckbar“ ist, heißt das nicht, dass es auch richtig sitzt. Die Dichtungen, die Rohrverbindungen, die Befestigung an der Wand - alles muss exakt sitzen. Eine Abweichung von nur drei Millimetern bei einer Rohrverbindung führt laut Handwerkskammer Köln in 92 Prozent der Fälle zu Undichtigkeiten.
Was kostet eine Selbstinstallation wirklich?
Die größte Lockung ist die Kosteneinsparung. Ein professioneller Sanitärinstallateur verlangt zwischen 85 und 120 Euro pro Stunde. Für eine komplette Badrenovierung mit Neuaufbau der Leitungen kommen schnell 2.000 bis 4.000 Euro zusammen. Selbst gemacht? Materialkosten liegen zwischen 800 und 2.500 Euro - je nach Ausstattung. Ein einfaches Stand-WC kostet ab 150 Euro, eine Premium-Regendusche mit Deckenmontage bis zu 1.200 Euro. Ein neues Waschbecken mit Unterschrank: 300 bis 700 Euro. Werkzeug wie Rohrzangen, Schneidwerkzeuge und eine Wasserwaage: 100 bis 150 Euro einmalig.
Das klingt nach einem Gewinn. Aber rechnen Sie mit den versteckten Kosten. Ein undichter Abfluss nach sechs Monaten? Reparatur: 680 Euro. Eine falsch verlegte Abwasserleitung, die den Keller überflutet? Trocknung, Schimmelbeseitigung, Fliesen neu verlegen - 5.000 Euro und mehr. Laut HDI-Versicherung entstanden 23 Prozent aller Wasserschäden in Privathaushalten durch unsachgemäße Eigeninstallationen. Und: 61 Prozent der Versicherer lehnen Schadensansprüche ab, wenn nachweislich eine Eigenleistung fehlerhaft war. Sie sparen 2.000 Euro heute - und zahlen 6.000 Euro morgen.
Was können Sie wirklich selbst machen?
Nicht alles ist für Anfänger geeignet. Die gute Nachricht: Ein einfacher Waschbeckenwechsel ist machbar. Wenn die Leitungen schon da sind, das neue Becken dieselbe Aufhängung hat und Sie ein Stecksystem nutzen, schaffen Sie das in drei Stunden. Viele Nutzer auf Reddit berichten von Erfolgen mit Hornbach-Anleitungen und Geberit-Stecksystemen. Die Einsparung: bis zu 350 Euro.
Ebenfalls gut machbar: Armaturen austauschen. Neue Mischbatterien mit Schnellverschluss-Technik lassen sich ohne Löten oder Schrauben montieren. Hier ist die Lernkurve flach. Zwei Stunden Einarbeitung, und Sie sind fertig.
Was Sie nicht selbst machen sollten: wandhängende WCs. Sie erfordern ein Vorwandelement, das in die Wand eingebaut wird - mit exakten Bohrungen, Lastverteilung und Verankerung. Ein Fehler hier, und das WC bricht ab. Nur 34 Prozent der Selbstinstallateure schaffen das ohne Nachbesserung. Auch komplexe Duschsysteme mit mehreren Duschköpfen, Thermostaten oder elektrischer Heizung sind kein Anfängerprojekt. Hier geht es nicht nur um Rohre, sondern um elektrische Anschlüsse, Temperaturregler und Druckausgleich.
 
Was passiert, wenn Sie etwas falsch machen?
Ein Leck ist kein kleiner Ärger. Es ist eine Katastrophe. Wasser dringt in die Decke, in die Wand, in den Boden. Schimmel wächst in 48 Stunden. Die Trocknung dauert Wochen. Die Kosten steigen exponentiell. Und die Versicherung zahlt oft nicht. Warum? Weil Sie als Laie nicht wissen, welche Dichtung Sie brauchen. Profis verwenden Silikon nach DIN EN 1451 - speziell für Nassräume. 42 Prozent der Selbstinstallateure nutzen stattdessen billiges Universal-Silikon. Das wird brüchig, löst sich, und das Wasser läuft.
Ein weiterer häufiger Fehler: falsche Rohrdimensionen. Martin Liehr, Sanitärmeister mit 15 Jahren Erfahrung, sagt klar: „50-Millimeter-Rohre sind für Duschen minimal erforderlich, 100-Millimeter für Badewannen.“ Wer ein 32-Millimeter-Rohr für die Dusche nimmt, weil es „passt“, sorgt für Rückstau. Das Wasser läuft nicht ab - es sammelt sich. Und nach einigen Wochen: Geruch, Schimmel, Schäden.
Und dann ist da noch das Problem der kompatiblen Rohre. In Häusern vor 1990 sind oft Zinkrohre verbaut. Moderne Kunststoffrohre (PEX, PP, PVC) lassen sich nicht einfach daran anschließen. Ohne Übergangsstücke entsteht Korrosion - und nach zwei Jahren ein Leck. Viele Heimwerker merken das erst, wenn es zu spät ist.
Wie machen Sie es richtig - wenn Sie es selbst tun wollen?
Wenn Sie entschieden haben, es selbst zu versuchen: Tun Sie es richtig. Erstens: Planen Sie genau. Zeichnen Sie den Raum auf. Notieren Sie, wo die Leitungen liegen. Messen Sie alles - zweimal. Ein Fehler in der Planung kostet mehr als alles andere.
Zweitens: Verwenden Sie nur qualitativ hochwertige Systeme. Geberit, Kaldewei, Grohe - diese Marken bieten Stecksysteme mit klaren Anleitungen und garantierter Kompatibilität. Vermeiden Sie No-Name-Produkte von Discountern. Die sind oft zu dünn, zu kurz, zu schlecht verarbeitet.
Drittens: Benutzen Sie das richtige Werkzeug. Eine Rohrzange, ein Rohrschneider, eine Wasserwaage, ein Manometer für den Wasserdruck - das sind keine Luxusartikel. Das sind Grundlagen. Ein falsch geschnittenes Rohr führt zu Undichtigkeiten. Eine schief montierte Duschtasse lässt Wasser in die Wand laufen.
Viertens: Sehen Sie sich Videos an. Geberit, Toom und OBI haben kostenlose YouTube-Anleitungen mit echten Installationen. Laut einer Umfrage von 320 Nutzern erhöhen diese Videos die Erfolgsquote um 35 Prozent. Schauen Sie nicht nur einmal - schauen Sie dreimal. Und dann machen Sie es.
Fünftens: Testen Sie vor dem Verputzen. Nachdem alles angeschlossen ist, lassen Sie das Wasser 24 Stunden laufen. Prüfen Sie jede Verbindung. Jeden Schraubanschluss. Jede Dichtung. Wenn nichts tropft, dann können Sie weitermachen. Wenn doch - dann reparieren Sie jetzt. Nicht später.
 
Wann sollten Sie einen Profi holen?
Es gibt Situationen, in denen Sie keine Wahl haben. Wenn Sie ein Altbau-Wohnung haben, in dem die Leitungen nicht dokumentiert sind. Wenn Sie eine Wohnung im Mehrfamilienhaus bewohnen - hier gelten spezielle Vorschriften. Wenn Sie keine Erfahrung mit Rohrleitungen haben und nicht wissen, was ein Gefälle ist. Wenn Sie Angst haben, etwas zu kaputtzumachen. Dann holen Sie einen Profi.
Ein Sanitärinstallateur kostet Geld - aber er bringt Sicherheit. Er kennt die DIN-Normen. Er weiß, wie man Rohre verlegt, damit sie 50 Jahre halten. Er hat die richtigen Dichtungen, das richtige Werkzeug, die richtige Erfahrung. Und er haftet für seine Arbeit. Wenn etwas schiefgeht, zahlt er. Sie nicht.
Die Zukunft: Werden DIY-Systeme immer besser?
Ja. Die Technik macht es einfacher. Im September 2023 hat Geberit das „Monolith Easy“-System vorgestellt - eine Wandhalterung für WC, die man mit einem Schraubendreher montiert. Kein Bohren in Beton, kein Messen mit Millimetergenauigkeit. Laut unabhängigen Tests im Sanitär-Journal reduziert das die Installationsfehler um 50 Prozent. Toom bietet mittlerweile 127 Workshops pro Monat an - mit echten Übungsstationen. Und Bosch entwickelt den „LeakStopper“, einen Sensor, der in Echtzeit Lecks erkennt und Ihr Smartphone warnt. Der wird 2024 auf den Markt kommen.
Doch Technik ersetzt nicht Erfahrung. Sie kann nur helfen. Die Grundregeln bleiben: Maß nehmen, Gefälle prüfen, Dichtung wählen, testen, testen, testen. Und wenn Sie unsicher sind - rufen Sie einen Profi. Es ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist klug.
Kann ich ein WC selbst einbauen?
Ja, wenn es ein Stand-WC ist und die Abwasserleitung bereits vorhanden und zugänglich ist. Für wandhängende WCs brauchen Sie ein Vorwandelement, das in die Wand eingebaut werden muss - das ist komplex und fehleranfällig. Hier empfehlen Experten, einen Profi zu beauftragen.
Welches Werkzeug brauche ich für eine Sanitärinstallation?
Grundlegend: Rohrzange, Rohrschneider, Wasserwaage, Manometer (für Druckprüfung), Schraubendreher, Dichtungsmasse nach DIN EN 1451, Übergangsstücke für alte Rohre. Ein Bohrmaschine mit Betonbohrer ist nötig, wenn Sie ein wandhängendes WC einbauen.
Ist eine Genehmigung für eine Selbstinstallation nötig?
Nein, in Österreich und Deutschland ist keine offizielle Genehmigung nötig, wenn Sie in Ihrer eigenen Wohnung oder Ihrem eigenen Haus arbeiten. Aber: Wenn ein Wasserschaden entsteht, prüft die Versicherung, ob die Installation fachgerecht war. Bei unsachgemäßer Eigenleistung lehnen viele Versicherer die Schadensregulierung ab.
Wie erkenne ich, ob ein Sanitär-Set für DIY geeignet ist?
Suchen Sie nach Begriffen wie „Stecksystem“, „Schnellmontage“, „kein Löten nötig“ oder „mit Anleitung“. Marken wie Geberit, Kaldewei, Grohe und Villeroy & Boch bieten klare DIY-Anleitungen. Vermeiden Sie Produkte ohne Montageanleitung oder mit vagen Beschreibungen wie „einfach zu installieren“.
Was ist der häufigste Fehler bei Selbstinstallationen?
Der häufigste Fehler ist die falsche Dichtung. Viele verwenden Universal-Silikon, das nicht für Nassräume geeignet ist. Das führt nach wenigen Monaten zu Undichtigkeiten. Der zweithäufigste Fehler: zu geringes Gefälle bei Abwasserrohren. Beides sind klassische Anfängerfehler - und beide sind vermeidbar.
Sollte ich vorher einen Workshop besuchen?
Ja, besonders wenn Sie komplexe Elemente wie Duschtassen oder wandhängende WCs einbauen wollen. Toom, Hornbach und OBI bieten monatlich Workshops mit praktischer Übung an. Dort lernen Sie, wie man Rohre schneidet, wie man Gefälle misst und wie man Dichtungen richtig anbringt. Das spart später Zeit, Geld und Nerven.
 
                                         
                                                    
Per Olav Breivang
Oktober 31, 2025 AT 11:04Ich bin Norweger, aber ich verstehe das Problem: Hier würden sie dich auslachen, wenn du selbst eine Toilette einbaust. Wir haben kein Budget, aber wir haben Respekt vor den Rohren. 🤷♂️