Wer online einen Handwerker sucht, stolpert früher oder später über MyHammer. Auf den ersten Blick klingt das Versprechen fast zu schön, um wahr zu sein: Auftrag online stellen, Handwerker finden, kostenlos für Privatkunden – oder? Genau da lohnt sich ein zweiter Blick. In den Foren finden sich viele verwirrte Stimmen, die nach der Anmeldung plötzlich E-Mails zu Gebühren oder seltsamen Einschränkungen bekommen. Andere berichten von versteckten Kosten, während Kollegen davon schwärmen, wie sie dort schnell und günstig Maler, Installateure oder Elektriker gefunden haben. Nicht zu vergessen die Firmen, die auf der Plattform arbeiten – auch sie stehen vor der Frage, ob MyHammer wirklich billig oder sogar gratis ist, und welche Fallen lauern könnten. Ich kenne inzwischen beide Seiten: Als ich neulich die Fensterrahmen erneuern ließ, probierte ich MyHammer selbst – und sprach danach jeweils mit einem Handwerker und einem Bauleiter über ihre Erfahrungen. Was steckt hinter den Preisen? Ist wirklich alles kostenlos? Wo muss man aufpassen, damit keine Überraschungen im Kleingedruckten warten?
Der Grundgedanke von MyHammer ist einfach: Suchst du einen Handwerker, legst du online einen Auftrag an. Du beschreibst, um was es geht – neue Fliesen im Bad, Laminat im Schlafzimmer, oder vielleicht einen Hundezwinger für Rex, meinen Dackel. Danach melden sich Firmen mit Angeboten. Das klingt simpel, spart auch Zeit. In der Praxis läuft alles online und ist ziemlich strukturiert: Du beantwortest ein paar Fragen zum Projekt, kannst sogar Bilder hochladen. Dann können gelistete Handwerker auf den Auftrag bieten. Als Auftraggeber bekommst du Nachrichten und Angebote, vergleichst und entscheidest dich am Ende. Angeblich ist das Ganze für Auftraggeber unverbindlich und kostenfrei. Für Handwerker sieht es aber schon anders aus. Sie müssen sich anmelden, ein Profil pflegen, Bewertungen sammeln, und sobald sie Angebote abgeben oder Kontaktdaten bekommen, tauchen abhängig vom Leistungspaket oft Gebühren auf.
Kurz gefasst: Auftraggeber stellen kostenlos ein, Handwerker zahlen für verschiedene „Premium“-Features oder um Kunden zu kontaktieren. Das Prinzip ähnelt Jobplattformen aus anderen Bereichen, eigentlich wie ein bisschen Tinder für Handwerksarbeiten. Entscheidend ist, dass alle Schritte von Registrierung bis Bewertung zentralisiert auf der Plattform laufen.
Werben auf MyHammer wirkt im ersten Moment wie eine Gratistüte Gummibärchen, aber hinter der bunten Verpackung stecken unterschiedliche Kostenmodelle. Für Privatleute, die einen Handwerker suchen, bleibt die Grundfunktion tatsächlich gratis: Anzeigen schalten, Angebote einsehen, am Ende einen Favoriten aussuchen. Es gibt keine versteckten Kosten bei Einstellung oder Auswahl des Angebots. Erst wenn Zusatz-Leistungen wie ein Versicherungsschutz abgeschlossen werden, oder man über die Plattform Zahlungen abwickelt, können geringe Gebühren entstehen. Für die allermeisten Nutzer bleibt MyHammer kostenlos.
Anders sieht es für die Handwerker aus. Als Unternehmer musst du nach einer kostenlosen Registrierung auf ein kostenpflichtiges Abo umsteigen, wenn du aktiv Angebote erhalten, eigene Angebote abgeben oder Kunden kontaktieren willst. Die Preise variieren, beginnen bei etwa 20–40 Euro pro Monat für das Basispaket und gehen für Premium-Zugänge oder erweiterte Sichtbarkeit deutlich nach oben. Ein Beispiel: Im Juli 2025 liegen die Paketpreise laut offizieller Preisliste zwischen 29 und 89 Euro monatlich.
Einige Handwerker berichten von zusätzlichen „Vermittlungsgebühren“ pro Auftrag, insbesondere in Kategorien, wo hohe Nachfrage herrscht. Andere ärgern sich, wenn sie versehentlich kostenpflichtige Extras wie ein Firmenprofil mit Werbung anklicken und dann monatlich abgebucht werden. Ein Vergleich der wichtigsten Preismodelle, Stand Juli 2025:
Leistung | Privatkunde | Handwerker (Basispaket) | Handwerker (Premium) |
---|---|---|---|
Auftrag einstellen | kostenlos | - | - |
Angebote ansehen | kostenlos | - | - |
Kontaktanfrage bekommen | kostenlos | 29 €/Monat | 89 €/Monat |
Zahlung über Plattform | 1–3% Gebühr | 1–3% Gebühr | 1–3% Gebühr |
Werbeprofil | - | optional, ab 15 €/Monat | inklusive |
Jetzt kommt der Punkt, an dem es spannend wird: Wo ist wirklich nichts fällig, und wo sollte man genau hinsehen, bevor Kosten aufpoppen? Privatkunden gehen fast nie ein Risiko ein. Die einzige Ausnahme: Wer Zahlungen, Versicherungen oder einen professionellen Vermittlungsservice dazubucht, sieht eine kleine Servicegebühr auf der Rechnung. Aber für klassische Handwerksaufträge verläuft alles gratis – sofern der Handwerker die Arbeit nicht „off platform“ abrechnet und dort eigene Wunschpreise verlangt. Das ist nicht verboten, aber der Versicherungsschutz oder die Reklamationsmöglichkeiten greifen dann oft nicht.
Kniffliger wird es für Unternehmen. Hier wartet der häufigste Fehler: Viele Handwerker registrieren sich, glauben, sie könnten kostenlos auf jeden Auftrag bieten, und sind verblüfft, wenn nach wenigen Tagen eine Rechnung für das Basispaket folgt. Ein vergleichbares Modell kennst du vielleicht von Lieferdiensten oder Autovermietungen – die Anmeldung kostet nichts, aber kaum will man die Leistung wirklich nutzen, entstehen Pflichtgebühren. Laut einer Umfrage des Magazins Handwerk Heute 2024 waren 75% der befragten Betriebe von der Transparenz der MyHammer-Kostenstruktur anfangs enttäuscht. Einige schlossen Abo-Verträge ab, ohne das zu merken, weil das Kleingedruckte unklar war oder weil eine „Probezeit“ sich automatisch verlängerte.
Was hilft? Jede Buchungsseite auf MyHammer ganz genau anschauen, insbesondere die Sternchen, Fußnoten und Checkboxen unter dem Preis. Prüfen, ob nach Ablauf eines Testzeitraums ein Vertrag weiterläuft oder ob du sofort kündigen kannst. Ein Tipp von einem Elektriker aus Wien: Immer Screenshots vom Bestellgang machen, falls später Unklarheiten auftauchen. Und falls du als Kunde unsicher bist, wie der Kontakt zum Handwerker ablaufen soll – frag gleich im Angebot nach, ob er Zusatzfunktionen gebucht hat und welche Kosten auf dich zukommen (zum Beispiel Versicherung oder Gebühren beim Online-Bezahlsystem).
Hand aufs Herz: Die MyHammer-Plattform kann gerade für ungeübte Nutzer, ältere Menschen oder Selbstständige, die selten online sind, ein wenig unübersichtlich werden. Deswegen hier ein paar Tipps, wie du nicht in die Kostenfalle tappst, und den Dienst wirklich clever nutzt.
MyHammer bleibt eine praktische Lösung, wenn man die Preisgestaltung kennt – und keinen Cent mehr zahlt, als man wirklich will. Mein persönliches Fazit nach dem Austausch mit Profis: Wer den Dienst mit klarem Blick nutzt, spart Zeit und Nerven. Wer nur im Internet surft, ohne die AGB zu lesen, zahlt vielleicht am Ende doppelt. Für private Heimwerker bleibt fast alles gratis – und für alle anderen lohnt sich erst ein Probeabo und viel Vergleichen.
Geschrieben von Klaus Steinbach
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