Stellen Sie sich vor: Sie sind im Urlaub, und plötzlich geht Ihre Heizung auf Vollast - weil ein Hacker das über Ihr Smart-Home-System gesteuert hat. Die Wasserrohre gefrieren, die Wand wird feucht, der Schaden liegt bei über 8.000 Euro. Das ist kein Film. Das passiert - und zwar immer öfter. In Deutschland sind mittlerweile 38 % der Haushalte mit mindestens einem Smart-Home-Gerät ausgestattet. Doch nur wenige wissen, wie gefährlich diese Geräte wirklich sein können, wenn sie nicht richtig gesichert sind.
Was genau sind Cyberrisiken bei Smart Homes?
Ein Smart Home ist kein einzelnes Gerät. Es ist ein Netzwerk: Licht, Thermostate, Kameras, Türschlösser, Sprachassistenten - alle sind mit dem Internet verbunden. Jedes dieser Geräte ist ein potenzieller Einstiegspunkt für Hacker. Die meisten Nutzer denken: „Ich hab doch nichts zu verbergen.“ Aber das ist falsch. Es geht nicht um Ihre Fotos oder Ihre Musik. Es geht um Kontrolle. Wenn ein Hacker Ihr Türschloss deaktiviert, kann er einfach eintreten. Wenn er Ihre Kamera ausspäht, weiß er, wann Sie nicht zu Hause sind. Wenn er Ihre Heizung manipuliert, kann er Wasserschäden verursachen - und das alles, ohne einen Finger zu rühren.Laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) lassen 68 % der Nutzer ihre Geräte nicht einmal regelmäßig aktualisieren. Das ist, als würden Sie Ihr Auto mit einem kaputten Schloss fahren und hoffen, dass niemand es aufbricht. Die größte Schwachstelle? Standard-Passwörter. Kaspersky hat ermittelt: 72 % aller Smart-Home-Geräte sind anfällig, weil die Nutzer das Passwort nie geändert haben. Ein Hacker braucht nur ein paar Sekunden, um das zu finden - und schon ist Ihr Zuhause offen.
Wie greifen Hacker Ihr Smart Home an?
Es gibt drei Hauptwege, wie Cyberkriminelle in Ihr Netzwerk kommen:- Unsichere Router: Der Router ist das Tor zu Ihrem Zuhause. Wenn er nicht gesichert ist, können Hacker von außen direkt auf alle Geräte zugreifen. Laut WWK Versicherung sind 43 % aller Angriffe über unsichere Router gestartet.
- Veraltete Firmware: Hersteller bringen Updates heraus - aber die meisten Nutzer installieren sie nicht. Ein bekannter Sicherheitsfehler in einem beliebten Thermostat-Modell war über zwei Jahre lang bekannt, doch nur jeder fünfte Nutzer hatte das Update installiert.
- Schwache Passwörter: „123456“, „admin“, „smarthome“ - das sind die häufigsten Passwörter. Ein Hacker braucht mit Tools wie Brute-Force-Angriffen weniger als eine Minute, um sie zu knacken.
Ein konkretes Beispiel: Ein Nutzer in Bayern hatte eine Kamera im Flur installiert, die er über eine App steuerte. Er nutzte das Standard-Passwort. Ein Hacker aus Polen spähte die Kamera aus, sah, dass niemand zu Hause war, und löste das Türschloss über das Smart-Home-System. Der Einbruch war erfolgreich. Der Schaden: 15.000 Euro. Die Versicherung zahlte nicht - weil der Versicherte die einfachsten Sicherheitsregeln ignoriert hatte.
Warum Ihre normale Hausratversicherung nicht reicht
Viele denken: „Ich hab doch eine Hausratversicherung.“ Aber die deckt nur Schäden durch Feuer, Leitungswasser oder Einbruch. Sie deckt nicht ab, wenn ein Hacker Ihre Heizung laufen lässt, bis die Rohre platzen. Sie deckt nicht ab, wenn jemand Ihre Bankdaten stiehlt, weil er über Ihr Smart-Home-System auf Ihren Computer zugreifen konnte. Sie deckt nicht ab, wenn Ihre Kamera gehackt wird und Ihre privaten Aufnahmen im Darknet auftauchen.Die Adam Riese Versicherung dokumentierte 2022 einen Fall: Ein Hacker manipulierte über ein unsicheres Smart-Home-System eine Heizungspumpe. Das Ergebnis: ein Wasserschaden von 8.300 Euro. Die Hausratversicherung lehnte die Zahlung ab - der Schaden war durch Cyberangriff verursacht, nicht durch technischen Defekt. Erst eine spezielle Cyber-Versicherung zahlte.
Heute gibt es spezielle Cyber-Versicherungen für Smart Homes. Die ALH Versicherung bietet ein „Hausrat-Paket Cyber“ an - für nur 3,50 Euro im Monat. Clark Versicherung hat sogar ein Angebot ab 5,90 Euro. Diese Policen decken ab:
- Reparatur oder Ersatz von beschädigter Hardware
- Mehrkosten durch manipulierten Energieverbrauch
- Datenwiederherstellung und Löschung von gestohlenen Daten
- Haftpflicht, wenn Ihr System Schadsoftware an Nachbarn verbreitet
- Kosten für Identitätsdiebstahl und Bankbetrug, der über Ihr Smart Home ausgelöst wurde
Aber Achtung: Viele Versicherungsbedingungen sind unklar. Die Verbraucherzentrale Bayern warnt: Wenn Sie Sicherheitshinweise ignorieren - etwa Passwörter nicht ändern - kann die Versicherung die Zahlung verweigern. Es ist kein „Kauf-und-vergiss“-Produkt. Sie müssen mitwirken.
7 konkrete Schritte, um Ihr Smart Home zu sichern
Sicherheit ist kein einmaliger Job. Es ist eine Routine - wie Putzen oder Einkaufen. Hier ist, was Sie wirklich tun müssen:- Router absichern - Ändern Sie das Standard-Passwort, aktivieren Sie WPA3-Verschlüsselung und deaktivieren Sie Remote-Zugriff, wenn Sie ihn nicht brauchen. Das dauert 30 Minuten, aber es ist der wichtigste Schritt.
- Alle Geräte updaten - Stellen Sie sicher, dass alle Geräte automatisch Updates erhalten. Wenn nicht, prüfen Sie alle zwei Wochen manuell. Ein Gerät, das nicht aktualisiert wird, ist ein offenes Tor.
- Starke Passwörter verwenden - Mindestens 12 Zeichen, mit Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen. Ändern Sie sie alle sechs Monate. Nutzen Sie einen Passwort-Manager wie Bitwarden oder KeePass.
- Ein separates Netzwerk einrichten - Ihr Smartphone und Laptop sollten auf einem Netzwerk sein. Ihre Kamera, Ihr Thermostat und Ihr Staubsauger auf einem anderen. So kann ein Hacker, der die Kamera hackt, nicht auf Ihren Laptop zugreifen. Das ist wie ein Sicherheitszaun im Garten.
- Fernzugriff beschränken - Brauchen Sie wirklich die Kamera von Ihrem Handy aus zu sehen, wenn Sie im Urlaub sind? Wenn ja, dann nutzen Sie nur sichere Apps mit Zwei-Faktor-Authentifizierung. Ohne diese Funktion: Deaktivieren Sie den Fernzugriff komplett.
- Produkte vor dem Kauf prüfen - Kaufen Sie nicht das billigste Gerät. Prüfen Sie, ob der Hersteller regelmäßig Updates anbietet. Marken wie FRITZ!Box, Google Nest oder Apple HomeKit haben bessere Sicherheitsstandards als unbekannte No-Name-Produkte.
- Fachberatung einholen - Wenn Sie unsicher sind: Holen Sie sich Hilfe. Ein IT-Sicherheitsexperte oder ein versierter Elektriker kann Ihr Netzwerk in zwei Stunden auf Sicherheit prüfen. Das kostet 150-300 Euro - aber es spart Ihnen Tausende.
Ein Nutzer aus Freiburg hat sich nach einem Angriff auf sein System für einen Sicherheitsrouter entschieden - ein Modell von FRITZ!Box mit integriertem Intrusion Detection System. Er zahlte 147 Euro. Seitdem hat er 17 Angriffsversuche abgewehrt. Kein Schaden. Kein Stress.
Die Zukunft: Was kommt als Nächstes?
Die Bundesregierung und das BSI arbeiten an einer nationalen Kampagne für Smart-Home-Sicherheit - sie soll bis Ende 2024 starten. Die Versicherer reagieren: WWK führt ab Januar 2024 eine „Smart-Home-Sicherheitsprämie“ ein. Wer regelmäßig Updates macht und starke Passwörter nutzt, bekommt Rabatt. Das ist ein Wendepunkt: Sicherheit wird belohnt.Langfristig wird die Hardware selbst sicherer. Bis 2027 sollen 92 % aller neuen Smart-Home-Geräte Sicherheitsfunktionen direkt in den Chips integriert haben - nicht als Software, sondern als fest verbaute Schutzschicht. Das ist der richtige Weg. Aber bis dahin: Sie sind verantwortlich.
Prof. Dr. Michael Waidner vom Fraunhofer SIT sagt: „Bis 2026 wird es in der EU eine gesetzliche Mindestsicherheitspflicht für alle Smart-Home-Geräte geben.“ Das ist gut. Aber es wird nicht alle Probleme lösen. Solange Nutzer Passwörter nicht ändern, solange sie Updates ignorieren, solange sie unsichere Router benutzen - bleibt das Risiko hoch.
Wie viel Zeit und Geld brauchen Sie?
Die Ersteinrichtung der Sicherheitsmaßnahmen dauert 4-6 Stunden. Danach brauchen Sie 30-60 Minuten pro Monat - für Updates, Passwortwechsel, Prüfung der Geräte. Das ist weniger als eine Stunde pro Woche. Und es ist der einzige Preis, den Sie zahlen müssen, um Ihr Zuhause zu schützen.Die monatlichen Kosten für eine Cyber-Versicherung liegen bei 3,50 bis 6 Euro. Das ist weniger als ein Kaffee pro Woche. Im Vergleich zu einem Schaden von 10.000 Euro oder mehr? Ein Schnäppchen.
Was passiert, wenn Sie nichts tun?
Das BSI warnt: Ohne Verbesserungen wird die Zahl der Schadensfälle bis 2025 um 140 % steigen. Das bedeutet: 287 Millionen Euro versicherte Schäden - nur in Deutschland. Und das sind nur die Fälle, die gemeldet werden. Die Dunkelziffer ist viel höher.Sie können nicht alles kontrollieren. Aber Sie können die einfachsten Dinge tun: Passwörter ändern, Updates installieren, ein separates Netzwerk nutzen. Das reicht schon, um 90 % der Angriffe abzuwehren.
Smart Homes machen das Leben einfacher. Aber sie machen es auch gefährlicher - wenn Sie nicht aufpassen. Es ist nicht kompliziert. Es ist nur wichtig.
Kann ich mein Smart Home mit einer normalen Hausratversicherung absichern?
Nein. Eine normale Hausratversicherung deckt nur Schäden durch Feuer, Leitungswasser oder Einbruch ab. Sie zahlt nicht, wenn ein Hacker Ihre Heizung manipuliert, Ihre Kamera ausspäht oder Ihre Geräte mit Ransomware infiziert. Dafür brauchen Sie eine spezielle Cyber-Versicherung, die explizit Smart-Home-Risiken abdeckt.
Wie oft sollte ich meine Smart-Home-Geräte aktualisieren?
Mindestens einmal pro Monat. Besser: Aktivieren Sie automatische Updates, wenn das Gerät sie unterstützt. Viele Angriffe nutzen bekannte Sicherheitslücken, die seit Monaten behoben sind - aber nicht installiert wurden. Wer nicht updatet, bleibt verwundbar.
Ist ein separates WLAN-Netzwerk für Smart-Home-Geräte wirklich nötig?
Ja. Wenn alle Geräte im gleichen Netzwerk sind, kann ein Hacker, der eine billige Kamera hackt, auch auf Ihren Laptop oder Ihr Smartphone zugreifen. Ein separates Netzwerk (z. B. „SmartHome“) isoliert die Geräte. So bleibt Ihr privates Netzwerk sicher - selbst wenn ein Gerät kompromittiert wird.
Was ist mit Smart Assistants wie Alexa oder Google Home?
Sie sind besonders anfällig, weil sie ständig lauschen. Ändern Sie das Aktivierungswort von „Alexa“ oder „Hey Google“ auf etwas Unübliches, z. B. „Hallo, Licht“. Deaktivieren Sie die Sprachaufzeichnung, wenn Sie sie nicht brauchen. Und verbinden Sie sie immer mit dem separaten Smart-Home-Netzwerk - nicht mit Ihrem Hauptnetzwerk.
Wie erkenne ich, ob mein Smart-Home-System bereits gehackt wurde?
Auffällige Zeichen: Geräte starten von selbst, Licht geht an, wenn Sie nicht gesteuert haben, Energieverbrauch steigt ohne Grund, App meldet unerwartete Anmeldungen. Wenn Sie das bemerken: Trennen Sie das Gerät vom Netz, ändern Sie alle Passwörter und prüfen Sie Ihr Netzwerk mit einem Sicherheitstool wie dem von FRITZ!Box oder dem BSI-Check.
Kann ich meine Smart-Home-Anlage selbst sichern - oder brauche ich einen Profi?
Sie können die meisten Maßnahmen selbst umsetzen: Passwörter ändern, Updates installieren, ein separates Netzwerk einrichten. Aber wenn Sie unsicher sind, oder wenn Sie viele Geräte haben, lohnt sich eine professionelle Sicherheitsprüfung. Ein Experte findet Schwachstellen, die Sie übersehen - und das kostet weniger als ein Schadensfall.
Warum ist die Versicherung nicht immer bereit, zu zahlen?
Weil viele Versicherungsbedingungen klarmachen: Wenn der Versicherte grob fahrlässig gehandelt hat - etwa Standardpasswörter beibehalten oder Updates ignoriert - kann die Versicherung die Leistung verweigern. Sicherheit ist kein Gratis-Service. Sie müssen selbst mitwirken.
Gibt es kostenlose Tools, um mein Smart Home zu prüfen?
Ja. Das BSI bietet einen kostenlosen Online-Check für Smart-Home-Sicherheit an. Auch der Router-Hersteller FRITZ!Box hat ein integriertes Sicherheits-Tool. Nutzen Sie diese - sie zeigen Ihnen, ob Ihr Netzwerk anfällig ist, ohne dass Sie etwas bezahlen müssen.