Sanierung Dachüberstand und Traufe: Schritt für Schritt richtig ausführen

Warum Dachüberstand und Traufe oft vernachlässigt werden - und warum das teuer wird

Ein kaputter Dachüberstand oder eine rostige Traufe sieht nicht nur schlecht aus - sie zerstört langsam Ihre Fassade, Ihre Dämmung und letztlich den Wert Ihres Hauses. Viele Hausbesitzer denken, dass der Dachüberstand nur ein dekoratives Element ist. Doch er ist der erste Schutzwall gegen Regen, Schnee und Wind. Wenn er nicht richtig funktioniert, läuft Wasser an der Wand herunter, dringt in die Dämmung ein und führt zu Schimmel, Holzfäule oder sogar zu strukturellen Schäden. Laut der Deutschen Energie-Agentur (dena) haben 68 % der deutschen Häuser zu kurze Dachüberstände, die eine wirksame Fassadendämmung unmöglich machen. Das ist kein kleines Problem - das ist ein massiver Energieverlust.

Was genau ist der Dachüberstand und die Traufe?

Der Dachüberstand ist der Teil des Daches, der über die Außenwand hinausragt. Er schützt die Fassade, Fenster und Türen vor Nässe. Die durchschnittliche Länge liegt zwischen 70 und 100 Zentimetern. Zu kurz? Dann fließt Wasser an der Wand entlang und schadet der Dämmung. Zu lang? Dann kann der Wind den Regen unter das Dach blasen - besonders bei Neigungswinkeln unter 25°.

Die Traufe ist der untere Rand des Daches, an dem das Regenwasser in die Dachrinne abläuft. Hier sitzt das Traufblech, ein Metallprofil, das das Dachmaterial abdichtet und das Wasser gezielt in die Rinne leitet. Wenn das Traufblech nicht richtig sitzt oder die Überlappung der Dachziegel nicht stimmt, läuft Wasser unter das Dach - und das bleibt oft jahrelang unbemerkt.

Wann ist eine Sanierung nötig?

Sie brauchen keine komplette Neueindeckung, um den Dachüberstand zu sanieren. Aber Sie sollten handeln, wenn Sie eines dieser Anzeichen sehen:

  • Verfärbte oder aufgewölbte Holzpaneele unter dem Dachüberstand
  • Rostflecken oder Löcher im Traufblech
  • Feuchtigkeitsspuren an der Fassade direkt unter der Traufe
  • Lockere oder abgebrochene Dachziegel am Traufenrand
  • Wasser, das nicht in die Rinne, sondern an der Wand herunterläuft

Wenn Sie Holzverkleidungen haben und diese vor 10 Jahren gestrichen wurden - dann ist es höchste Zeit. Unbehandeltes Holz verrottet innerhalb von 5-7 Jahren, besonders wenn es feucht bleibt. Die Deutsche Gesellschaft für Holzbau (DGfH) warnt explizit vor ungenügend imprägniertem Holz - es ist kein langfristiger Schutz.

Methoden zur Sanierung: Streichen oder verkleiden?

Es gibt zwei Hauptwege, den Dachüberstand zu sanieren: streichen oder verkleiden. Beide haben Vor- und Nachteile.

Streichen: Günstig, aber wartungsintensiv

Wenn Ihr Dachüberstand aus Holz ist und die Konstruktion noch stabil ist, können Sie die Unterseite einfach neu streichen. Das kostet nur 3-5 € pro Quadratmeter an Material. Der Vorteil: Sie behalten die natürliche Optik und können die Farbe frei wählen. Der Nachteil: Sie müssen alle 3-5 Jahre nachstreichen. Sonst beginnt das Holz zu quellen, zu schimmeln oder zu faulen. Besonders in feuchten Regionen oder bei schattigen Hausseiten ist das kein langfristiger Plan.

Verkleiden: Längerfristig sicherer

Die bessere Lösung ist oft eine Verkleidung. Hier kommen zwei Materialien infrage: Holz oder Kunststoff.

  • Holzpaneele (z. B. Douglasie, Lärche): Sie sehen natürlich aus, sind robust und werden vor der Montage mit Holzschutzlack oder -öl behandelt. Sie werden mit Edelstahlschrauben an die Sparren oder eine Unterkonstruktion geschraubt. Aber: Sie brauchen alle 5-7 Jahre eine Pflege. Wer das vergisst, hat später teure Austauscharbeiten.
  • Kunststoffpaneele (PVC, Hohlkammerprofile): Sie sind wartungsarm, wetterfest und kommen in vielen Farben. Sie werden mit speziellen Clips befestigt, die Spielraum für Wärmeausdehnung lassen. Bei Temperaturen unter −20 °C oder über 50 °C dehnen sie sich - das muss beim Einbau berücksichtigt werden. Kosten: 15-50 €/m². Aber: Sie halten 20-30 Jahre, ohne Pflege.
Schnittansicht eines Dachüberstands mit Stahl-U-Profilen zur Verlängerung und korrekter Wasserführung in die Dachrinne.

Wie wird der Dachüberstand verlängert?

Wenn Sie eine Fassadendämmung planen, brauchen Sie oft mehr Überstand - mindestens 80-100 cm, damit die Dämmung nicht von Regen angefressen wird. Aber Sie können nicht einfach ein Brett dran nageln. Das Dach trägt Gewicht - Ziegel, Schnee, Wind. Hier kommen zwei bewährte Methoden:

Methode 1: Stahl-U-Profile für Dachlattenverlängerungen

Diese Methode ist die einfachste und sicherste. Sie setzen Stahl-U-Profile zwischen die bestehenden Dachlatten. Diese Profile können bis zu 500 mm Überstand ermöglichen und tragen bis zu 185 kg pro Profil. Sie werden mit Bolzen an die Sparren geschraubt - kein Anbohren der Dachhaut, kein Risiko für Undichtigkeiten. Hersteller wie DÖRKEN MKS-Systeme haben spezielle Systeme entwickelt, die die Montagezeit um 30 % reduzieren. Diese Lösung ist ideal, wenn Sie gleichzeitig die Dacheindeckung erneuern. Sie ist genehmigungsfähig, stabil und wird von Dachdeckern empfohlen.

Methode 2: Sparren verlängern mit Aufsteckschuhen

Diese Methode ist komplexer. Sie schrauben verzinkte Stahl-Aufsteckschuhe an die vorhandenen Sparrenköpfe und befestigen neue Holzspanten daran. Aber: Das ist kein Heimwerkerprojekt. Jede Verlängerung verändert die Lastverteilung. Windlasten, Schneelasten, das Gewicht der neuen Verkleidung - alles muss von einem Statiker berechnet werden. Ohne Gutachten gibt es keine Genehmigung vom Bauamt. Ein Nutzer im Haus.de-Forum berichtete 2022, wie sein Dachüberstand nach Schneefall einstürzte - weil er die Sparren nur mit Holzverbindern verlängert hatte. Kein Statiker, kein Gutachten, kein Glück.

Die Traufe richtig abdichten: Das ist entscheidend

Die Traufe ist der kritischste Punkt. Hier kommt das Wasser aus dem Dach - und muss gezielt in die Rinne. Die Regeln sind klar:

  • Bei Dachneigungen über 22°: Die Dachziegel müssen das Traufblech um mindestens 100 mm überdecken.
  • Bei 15-22°: Mindestens 150 mm Überdeckung.
  • Unter 15°: Mindestens 200 mm - sonst läuft Wasser zurück.

Das Traufblech muss dicht an der Dachhaut liegen, aber nicht festgenagelt werden. Es braucht Bewegungsfreiheit, damit es bei Temperaturschwankungen nicht verbiegt. Die Überlappung zwischen den Blechabschnitten muss mindestens 10 cm betragen. Viele Fehler entstehen, weil die Dachbahn nicht über das Traufblech hinausgezogen wird - das führt zu Feuchtigkeit im Dachstuhl. Dachdeckermeister Michael Riemer nennt das einen der häufigsten Fehler bei Sanierungen.

Praktische Schritte: So sanieren Sie Schritt für Schritt

Wenn Sie selbst handeln wollen - hier ist die klare Anleitung:

  1. Prüfen: Messen Sie den aktuellen Überstand. Ist er unter 70 cm? Dann planen Sie eine Verlängerung. Prüfen Sie Holz auf Fäule - mit einem Schraubenzieher. Wenn es weich ist, muss es raus.
  2. Unterkonstruktion: Sind die Sparren krumm? Dann bauen Sie eine gerade Unterkonstruktion aus Latten. Sie sorgt für eine ebene Fläche.
  3. Material wählen: Holz? Dann vorbehandeln. Kunststoff? Dann auf Wärmeausdehnung achten - mindestens 5 mm Spielraum pro Meter.
  4. Montage: Beginnen Sie unten an der Traufe. Verlegen Sie die Paneele quer zur Dachneigung - das verhindert Verziehungen. Schrauben Sie mit Edelstahl. Kein Eisen!
  5. Traufe abdichten: Setzen Sie das Traufblech ein. Prüfen Sie die Überdeckung mit dem Maßband. Kleben Sie die Naht mit Dachdeckerkitt ab - nicht mit Silikon!
  6. Abfluss prüfen: Gießen Sie Wasser an die Traufe. Schaut es in die Rinne? Oder läuft es an der Wand runter?
Hausbesitzer installiert PVC-Dachuntersicht mit ausreichend Ausdehnungsspielraum und dichtendem Kitt an der Traufe.

Was Sie unbedingt vermeiden müssen

  • Kein Holz ohne Imprägnierung: Selbst wenn es teuer ist - günstiges Holz ist teurer im Langzeittest.
  • Kein Aufschrauben ohne Statik: Wer den Dachüberstand verlängert, braucht ein Gutachten. Sonst ist es nicht nur illegal - es ist lebensgefährlich.
  • Kein Silikon an der Traufe: Silikon reißt bei Frost und verliert seine Dichtigkeit. Nutzen Sie Dachdeckerkitt oder spezielle Dichtbänder.
  • Kein Verkleben ohne Belüftung: Unter der Verkleidung muss Luft zirkulieren. Sonst entsteht Kondenswasser - und Holz faul.

Wie viel kostet das?

Die Kosten hängen vom Material und der Größe ab. Hier eine Übersicht für ein durchschnittliches Einfamilienhaus (ca. 30 m² Dachüberstand):

Kostenübersicht Dachüberstandsanierung (Stand 2025)
Methode Materialkosten pro m² Arbeitskosten pro m² Gesamtkosten (30 m²)
Streichen 3-5 € 8-12 € 360-510 €
Holzverkleidung 20-35 € 15-25 € 1.050-1.800 €
Kunststoffverkleidung 15-30 € 12-20 € 810-1.500 €
Dachlattenverlängerung + Verkleidung 30-50 € (Material) 20-30 € 1.500-2.400 €

Wenn Sie die Verlängerung mit einer Dachneuindeckung kombinieren, sparen Sie bis zu 30 % an Arbeitskosten. Die meisten Dachdecker bieten Paketpreise an.

Wann sollten Sie einen Profi holen?

Sie können den Dachüberstand selbst verkleiden - wenn Sie handwerklich geschickt sind. Aber: Sie brauchen einen Profi, wenn:

  • Die Sparren verlängert werden müssen
  • Die Dachkonstruktion veraltet oder beschädigt ist
  • Die Traufe stark verrostet ist und das Blech ersetzt werden muss
  • Sie eine Fassadendämmung planen und die Überstandslänge angepasst werden muss
  • Sie keinen Zugang zu einem Gerüst oder einer sicheren Arbeitsplattform haben

Arbeiten in der Höhe sind gefährlich. Ein Sturz von nur 3 Metern kann tödlich sein. Laut Sanier.de (2023) ist die Arbeit in der Höhe nicht nur technisch anspruchsvoll - sie ist auch eine Versicherungsfrage. Viele Haftpflichtversicherungen zahlen nicht, wenn Schäden durch selbst durchgeführte Dacharbeiten entstehen.

Was kommt als Nächstes?

Wenn Sie den Dachüberstand sanieren, denken Sie auch an die Fassade. Ein guter Überstand ist die Voraussetzung für eine effektive Dämmung. Die Passipedia DE zeigt in Fallstudien, dass Hausbesitzer, die beide Maßnahmen kombinieren, ihre Heizkosten um bis zu 25 % senken können. Die neue Energieeinsparverordnung (GEG) verlangt ab 2025 höhere Dämmwerte - und ohne ausreichenden Dachüberstand können Sie diese nicht erreichen. Die Bauindustrie entwickelt neue Systeme, die Dachüberstand und Dämmung in einem Schritt lösen. Wer jetzt sanieren lässt, spart später Geld - und schützt sein Zuhause.

Kann ich den Dachüberstand selbst sanieren?

Ja, wenn Sie handwerklich geschickt sind und nur die Unterseite verkleiden oder streichen. Aber wenn Sie den Dachüberstand verlängern wollen - nein. Das erfordert eine statische Berechnung, Genehmigung und Fachkenntnisse. Ein falscher Anschluss kann das ganze Dach gefährden.

Wie lange hält eine Kunststoffverkleidung am Dachüberstand?

Hochwertige PVC- oder Hohlkammerprofile halten 20-30 Jahre, ohne Pflege. Sie sind resistent gegen UV-Strahlung, Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen. Billige Produkte aus Asien halten oft nur 5-8 Jahre - achten Sie auf Hersteller wie DÖRKEN, VELUX oder KÖMMERLING.

Warum muss ich ein Gutachten vom Statiker haben?

Weil jedes Dach ein Tragwerk ist. Wenn Sie Sparren verlängern, verändern Sie die Lastverteilung. Wind, Schnee und das Gewicht der neuen Verkleidung wirken auf einen größeren Hebelarm. Ohne Berechnung kann es zu Rissen, Durchbiegungen oder sogar zum Einsturz kommen. Das Bauamt verlangt das Gutachten - ohne es gibt es keine Baugenehmigung.

Was ist mit der Dachrinne? Muss die auch erneuert werden?

Nicht immer. Aber wenn Sie den Dachüberstand verlängern, muss die Rinne nachgezogen werden, damit sie unter dem neuen Überstand sitzt. Sonst läuft das Wasser nicht mehr in die Rinne - es tropft an der Wand herunter. Prüfen Sie auch die Gefälle der Rinne: Mindestens 2 cm pro 10 Meter sind nötig.

Gibt es Förderung für die Sanierung von Dachüberstand und Traufe?

Ja, wenn die Sanierung Teil einer energetischen Gesamtmaßnahme ist - etwa wenn Sie gleichzeitig die Fassade dämmen. Dann können Sie Fördermittel vom KfW oder vom BAFA beantragen. Die Sanierung des Dachüberstands allein ist nicht förderfähig - aber sie ist die Voraussetzung, um Förderung für die Dämmung zu bekommen.

Was ist der Unterschied zwischen Traufe und Dachüberstand?

Die Traufe ist der untere Rand des Daches, an dem das Wasser abläuft - dort sitzt das Traufblech. Der Dachüberstand ist der gesamte Bereich, der über die Wand hinausragt - also die Fläche, die die Fassade schützt. Die Traufe ist ein Teil des Dachüberstands - aber nicht der ganze Überstand.